Musik und Holocaust


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10. Oktober 2010

Kamener Stadthalle

Kammerorchester und

Vokalensemble der Städt.

Musikschule Kamen

 

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TERMINÜBERSICHT

Kulturhauptstadt Europas 2010
Orchester- und Chorkonzert „Musik und Holocaust“

Das Ruhrgebiet feiert sich selbst in diesem Jahr als Kulturhauptstadt Europas – dieser Titel wurde ihm von der Europäischen Union verliehen. Europa als die Wirtschafts- und Währungsunion, wie wir sie heute kennen, hatte ihren Ursprung in dem Gedanken, den Frieden in Europa durch eine enge Kooperation der Staaten dauerhaft zu sichern. Dazu war es zwingend notwendig, Deutschland, von dem im 20. Jahrhundert zwei Weltkriege ausgegangen waren, in ein größeres System einzubinden. Der Weg einer europäischen Einigung hat sich als richtig erwiesen.

Über die Weltkriege hinaus ist der Genozid an den europäischen Juden das fundamentalste Verbrechen, das der nationalsozialistischen Ideologie entsprungen ist. Basierend auf einer kruden pseudowissenschaftlichen Rassenlehre, hat er zur Ermordung von mehr als fünf Millionen Opfern geführt.

Der Holocaust, der auf die vollständige Vernichtung der europäischen Juden abzielte, begann während des Zweiten Weltkrieges. Die im nationalsozialistischen Propagandawortschatz als „Endlösung der Judenfrage“ bezeichneten Aktionen setzten nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 ein. Direkt hinter der Front begannen sogenannte Einsatzgruppen mit der massenhaften Liquidierung der jüdischen Bevölkerung. Nachdem im Januar 1942 auf der Wannsee-Konferenz die organisatorischen Grundlagen für den Holocaust festgelegt worden waren, begann im selben Jahr die industrielle Tötung in den Vernichtungslagern im Osten. Namen wie Auschwitz-Birkenau, Majdanek, Treblinka, Sobibor und andere sind mit diesen Verbrechen verbunden.

Für diese Taten stehen wir in einer historischen Verantwortung – dies auch und gerade im Kontext der Feier eines Europäischen Kulturhauptstadtprojektes auf deutschem Boden. Die Städt. Musikschule Kamen nimmt diese Verantwortung auf, indem sie in der Kamener Local - Heroes - Woche ein Orchester- und Chorkonzert unter dem Titel „Musik und Holocaust“ aufführt.

Dabei scheinen schon die Begriffe Musik und Holocaust einen unüberbrückbaren Widerspruch zu bilden. Holocaust als Massenmord an der jüdischen Bevölkerung und Musik als Inbegriff der schönen Künste lassen sich zunächst nicht ohne Weiteres in Einklang bringen. Und dennoch hat Musik im System der Vernichtungslager eine Rolle gespielt: Musik war ein Teil der Lagerwirklichkeit. In fast jedem Lager existierte eine Lagerkapelle, in Auschwitz gab es Kapellen sogar in allen Nebenlagern. Auschwitz verfügte zudem über ein großes Sinfonieorchester.

Es war die Musik der Täter, die die Häftlinge bei den Appellen begleitete, Singen während der Arbeitseinsätze war Teil sadistischer Quälerei. Die Lagerkapellen spielten auf zu jeder Art von Strafen, bei Hinrichtungen und nicht zuletzt als Lieferant sedierender Klänge an der Rampe von Auschwitz-Birkenau, an der die Selektion für die Gaskammern stattfand.

Musik im Lager war aber auch die Musik der Opfer. Oft verboten, bildeten sich doch Musikgruppen in den Lagern, die für die Gefangenen ein Programm boten, das von Unterhaltungs- und Tanzmusik bis hin zu klassischen Werken reichte. Hier lenkte die Musik von der Extremsituation des Lagers ab, sie bot Trost, Halt und Zuversicht, munterte auf und half, sich emotional und intellektuell mit der existentiell bedrohlichen Lebenssituation auseinanderzusetzen. Musik gab Kraft für das Überleben.

Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Musik und Holocaust stellt sich andererseits her in den unterschiedlichen Versuchen, das Unvorstellbare in der Kunst zu verarbeiten: In der Rezeption des Holocaust in der Nachkriegszeit nimmt die Musik eine besondere Rolle ein. Direkt nach der Befreiung der Lager arbeiteten zahlreiche Häftlinge der Vernichtungslager ihre Erfahrungen in eigenen Kompositionen auf. Und in der historischen Aufarbeitung der Judenvernichtung im Film, die in den 80er Jahren einsetzte, wurde die Musik als dramaturgisches Mittel eingesetzt, um Inhalte zu transportieren und zu verstärken.

Ein exzellentes Beispiel dafür stellt der Film „Schindlers Liste“ dar. Er zeichnet das Leben des Industriellen Oskar Schindler nach, der mehr als 1000 Juden unter den Augen des SS das Leben rettete.
Regie führte Steven Spielberg, der Komponist John Williams schrieb die Filmmusik in Form eines Violinkonzertes. Gemeinsam gewannen sie den berühmten jüdischen Geiger Itzhak Perlman für den Solopart dieses bewegenden und faszinierenden Musikwerkes.

Ein weiterer großer Film ist von Roman Polanski im Jahr 2001 geschaffen worden: Im Mittelpunkt des Films „Der Pianist“ steht das Überleben des Musikers und Komponisten Wladyslaw Szpilman, der das Warschauer Ghetto als einziges Mitglied seiner Familie überlebte. Von ihm stammt auch die literarische Vorlage, sein gleichnamiger autobiografischer Roman.
In Form des Concertinos 1940 für Klavier und Orchester findet seine Musik ihren Weg in die Kamener Aufführung.

Seit 1930 wirkte in Dresden der Kreuzkantor Rudolf Mauersberger. In der Zeit des Nationalsozialismus hat Mauersberger trotz des offiziellen Verbotes Musik jüdischer Komponisten aufgeführt und sich geweigert, seinen berühmten Knabenchor in den Uniformen der Hitlerjugend auftreten zu lassen.

In der Bombennacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wird Dresden zerstört. Mauersberger beklagt den Tod von 11 seiner jungen Schüler und die völlige Zerstörung der Kreuzkirche. Am Karsamstag verarbeitet er seine traumatischen Kriegseindrücke in der Trauermotette "Wie liegt die Stadt so wüst", die im August 1945 in der ausgebrannten Kirche uraufgeführt wird.

Im Gegensatz zu den Werken, die sich mit den traumatischen Ereignissen von Genozid und Krieg befassen, repräsentieren die barocken Werke von Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi absolute Musik. Durch ihre klaren Strukturen ermöglichen sie einen Transfer der Wahrnehmung auf eine zeitlose Ebene.

Die Idee und das Konzept dieses anspruchsvollen Konzertes wurde von der Städt. Musikschule Kamen unter der Leitung von Alexander Schröder entwickelt. Die Ausführenden sind das Vokalensemble mit der Chordirigentin Bettina Lecking und das Kammerorchester unter dem Dirigat von Alexander Schröder. Als Solisten wirken Michael Rothkegel, Violine und Margarita Feinstein, Klavier.

Christian Frieling



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